bedürfnisse: warum eine kleine innenschau gerade im stress hilfreich ist

Hier kommt er nun, mein allererster Blogpost und ich gestehe, es ist ein bisschen aufregend für mich 😀 

 

Immer mal wieder möchte ich künftig hier ein paar Gedanken mit euch teilen und heute soll es um das wichtige Thema Bedürfnisse gehen, die aus meiner Sicht ein absolutes Kernstück der Selbstfürsorge sind. 

Über Bedürfnisse lassen sich ganze Abhandlungen schreiben und vielleicht sind sie dem ein oder anderen schon als wichtiges Element in der gewaltfreien Kommunikation begegnet oder auch in der Bedürfnisorientierten Erziehung.

 

In diesem Beitrag will ich den Fokus vor allem darauf legen, warum eine Auseinandersetzung mit unseren Bedürfnissen in herausfordernden Situationen (nicht nur) im Elternsein hilfreich sein kann.

 

Einer meiner großen Wünsche für das Leben meiner Kinder ist tatsächlich, dass sie lernen, gut mit sich und ihren Bedürfnissen in Verbindung zu sein. Damit meine ich nicht, dass ich zwei Egoisten groß ziehen will! Ganz im Gegenteil: Ich bin überzeugt davon, dass wir im Außen nur dann langfristig freundlich und respektvoll mit anderen sein können, wenn wir sorgsam mit uns umgehen und freundlich mit uns selbst sind.

 

Allzu oft passiert es uns jedoch, dass wir konsequent über unsere Bedürfnisse hinweg gehen. Sei es, weil wir uns vom Alltag so getrieben fühlen, dass es uns schwer fällt, uns selbst zu spüren. Oder auch, weil wir es schon früh so gelernt haben. Doch insbesondere im Stress, bei Erschöpfung oder auch Überforderung kann ein Moment der Innenschau, verbunden mit der Frage „Was brauche ich gerade?“ den Unterschied machen.

 

 

Es kann dabei ein hilfreicher Gedanke sein, dass wir unseren Kindern als Vorbild dienen können, wenn wir fürsorglich mit uns selbst sind. 

Elternsein ist häufig mit intensiven Gefühlen verbunden. Da wohnt unser Herz nach der Geburt plötzlich auch außerhalb unseres Körpers und sicher kennen wir alle die Augenblicke, in denen uns fast der Brustkorb platzt vor lauter Liebe und wir den Moment am liebsten einfrieren würden.

Und dann wieder sind da diese Tage, an denen sich die Diskussionen schon seit dem Aufstehen gefühlt ins Endlose ziehen, das ganze Haus aussieht wie Sau, das Projekt von der Arbeit uns gedanklich im Nacken sitzt…und dann kommt da dieser eine Moment, der das Fass zum Überlaufen bringt:

… „uäähh, was hast du denn da gekocht? Das ess ich nicht!“

… ein zertretener Schokoriegel auf dem Kinderzimmerfußboden

… das Kind, das dir wutentbrannt die Matheaufgaben entgegen pfeffert

…oder [hier bitte persönliche Lieblingssituation eintragen ;-)]

 

 

Und dann: Knall, Bumm, nix mehr mit rosarot, plötzlich sind da Gefühle wie Wut, Frust, vielleicht auch Traurigkeit oder Erschöpfung. Uff.

 

 

Mir hilft es oft, meine Gefühle wie kleine innere Hinweisschilder zu sehen: Achtung, hier ist gerade ein Bedürfnis nicht erfüllt! (oder eben doch, wenn es sich um positive Gefühle handelt).

In meinen Beratungen und Seminaren erlebe ich häufig, dass es vielen Menschen schwer fällt, für sich zu formulieren, welches Bedürfnis in schwierigen Situationen möglicherweise berührt wurde und was sie gebraucht hätten. Es lohnt sich aber ungemein, sich diese Frage immer wieder zu stellen, auch wenn es, gerade am Anfang, eine längere Suchbewegung sein kann.

 

 

Vielleicht magst du dir mal eine herausfordernde Situation vor Augen führen, die du vor Kurzem erlebt hast und dich fragen: 

Was hätte ich hier gebraucht? Was hätte mir geholfen, mich zu regulieren, wieder zur Ruhe zu kommen?

Vielleicht so etwas wie Anerkennung, Trost, Respekt? Oder vielleicht auch Leichtigkeit, Fürsorge oder auch Grenzen? Das kann eine spannende Suche sein, insbesondere dann – kann sein, muss aber nicht – wenn wir merken, dass es in unterschiedlichen Situationen immer wieder dieselben Bedürfnisse sind, auf die wir stoßen.

 

 

Aber Achtung: nicht unsere Kinder sind unsere Bedürfniserfüller! (da würden wir jetzt ganz falsch abbiegen). Es ist vielmehr an uns selbst, uns zu fragen: Was kann ich jetzt für mich tun? Welches Bedürfnis steht hinter den Gefühlen, die ich gerade erlebe? Vielleicht geht es um Trost und ich bitte jemanden um eine Umarmung. Vielleicht geht es um Rückzug und ich suche mir Möglichkeiten für einen Moment der Stille. Vielleicht merke ich aber auch, dass es sich um ein Bedürfnis handelt, das ich mir gerade nur schwer oder auch nicht erfüllen kann (hach ja, ich erinnere mich, vielleicht ja zum Beispiel Schlaf, liebe Kleinkindeltern). Und vielleicht ist dann erstmal dran, das mit einer ordentlichen Portion Selbstmitgefühl anzuerkennen und sich zu erlauben zu sagen: „Ja. Das ist gerade echt schwer“.

 

 

 

Im Elternkurs Mindful Compassionate Parenting nutzen wir gezielte, kleine und alltagstaugliche Übungen, die uns ermöglichen, auch in stressigen Situationen kurze Atempausen einzulegen und herauszufinden, was wir gerade jetzt eigentlich brauchen. Der wunderbare Effekt: wenn wir uns so ermöglichen, wieder besser bei uns selbst zu sein, können wir häufig auch unseren Kindern wieder mit mehr Ruhe und Fürsorge begegnen (vielleicht sogar, wenn sie uns gerade die Mathehausaufgaben entgegen pfeffern 😉 ).    

 

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